Leistungsschau der Glasarbeiter
60 Exponate spiegeln in Weißwasser das Können von Handwerkern aus fünf
Ländern wider
Von Daniel Preikschat
Einblick in das Können von Glasarbeitern aus fünf Ländern gewährt ab
Freitag das Glasmuseum in Weißwasser. Die 60 Exponate stammen aus
Internationalen Leistungsvergleichen der Jahre 1982 bis 1989 in der
Bärenhütte.
1986 hat Ruth Bens in der Bärenhütte Weißwasser ein Glas gefertigt, das
für sie noch heute besondere Bedeutung hat. Fand doch die von ihr
entworfene und geschliffene Bleikristallschale bei dem Internationalen
Leistungsvergleich viel Beachtung. Für die Weißwasseranerin war es
deshalb naheliegend, ihr gutes Stück dem Glasmuseum für die neue
Sonderausstellung anzubieten. Wenn auch erst ziemlich spät. "Dienstag",
erzählt Ausstellungsmacher Horst Gramß, "kam sie mit der Schale zu uns."
Zwar waren da die Plätze in den Vitrinen schon besetzt. Doch passte das
Glas so gut in die Ausstellung, dass Grams kurzerhand umdisponierte und
die Leihgabe von Ruth Bens mit aufnahm.
Das fein gearbeitete Rund befindet sich im Museum nun in bester
internationaler Gesellschaft. 60 Exponate aus der DDR, aus der
Tschechoslowakei, aus Russland, Polen und Ungarn hat Gramß, der 30 Jahre
als Glasdesigner tätig war, aus dem Fundus des Glasmuseums ausgewählt.
Alle wurden bei den Leistungsvergleichen gezeigt, die immer in der
Bärenhütte stattfanden.
Gramß hat sie nach Machart geordnet. So zeigt eine Vitrine nur Gläser
mit Malereien, überwiegend Vasen, teilweise mit Goldrand versehen.
Wieder eine andere Vitrine versammelt Bleiglasarbeiten, inklusive der
Schale von Ruth Bems. Extravagant wirken die frei geformten Arbeiten.
Weingläser tragen beispielsweise komplett ausgeformte Trauben. Aber es
sind auch "Spaßgläser" darunter, wie sie der Ausstellungsmacher nennt,
die weder Glas noch Vase oder Teller sind.
Viel Arbeit und Können steckt sichtbar auch in den mit Gravuren
versehenen Stücken. Szenen aus der Tierwelt finden sich auf ihnen
abgebildet oder eine Friedenstaube, vor der sich eine Menschengruppe
verbeugt. All diese reinen Kunstprodukte, die nur schön sein wollen,
ohne eine Funktion zu erfüllen, stammen durchweg nicht aus Weißwasser,
sagt Gramß: "Hier hätten wir für dafür nicht die Zeit gehabt. Bei uns
wurde auf Masse produziert."
Als "Wunder aus Sand und Soda" oder als "Kostbarkeiten aus Freundesland"
wurden diese Kreationen seinerzeit in Zeitungsartikeln gelobt. Horst
Gramß hat sie in die Ausstellung integriert, um ein wenig vom Zeitgeist
einzufangen. Daneben werden auch die Besucher selbst die Vergangenheit
heraufbeschwören, ist er sicher. "Wir haben unsere Stammbesucher, von
denen viele in der Glasindustrie tätig waren. Die kommen sicher ins
Erzählen." Der 77-Jährige hofft aber wie Museumschefin Elvira Rauch,
dass auch über die Grenzen Weißwassers hinaus Interessierte kommen
werden. Immerhin seien auch Exponate dabei, die in Döbern oder Rietschen
gefertigt worden sind.
Die Ausstellung "Internationale Leistungsvergleiche der Glasarbeiter in
der Bärenhütte 1982 bis 1989" wird am Freitag um 18 Uhr im Glasmuseum
Weißwasser eröffnet. Danach ist sie bis 10. Mai zu sehen: montags,
dienstags, donnerstags 8 bis 15 Uhr, mittwochs 8 bis 17 Uhr, samstags 13
bis 17 Uhr, sonntags und an Feiertagen 14 bis 17 Uhr.
Quelle:
Lausitzer Rundschau, Ausgabe Weißwasser, vom 28.02.2013
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Horst Gramß hat die Arbeit von Ruth Bens kurzerhand mit in die
Ausstellung aufgenommen. |
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Ruth Bens bei der Arbeit an einer Bleikristallschale während der
Leistungsschau 1986 in der Bärenhütte in Weißwasser
Fotos: D. Preikschat |
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