Corona und Kultur:
Schwierige Zeiten für Weißwassers Glasmuseum
Trotz monatelanger Schließung wegen Corona gibt es im Glasmuseum in
Weißwasser keine Langeweile. Die Leiterin verrät, wie sie die Zeit ohne
Besucher im Museum ausfüllt.
Notiert von
CHRISTIAN KÖHLER
Wie im Frühjahr dieses
Jahres ist es auch jetzt sehr still im Glasmuseum an der Forster Straße.
Wegen Corona und dem Versuch der Landesregierung, die Fallzahlen und
Ansteckungen mit dem heimtückischen Virus zu senken, sind nicht nur
Geschäfte, Schulen und Kitas geschlossen worden, sondern zuvor schon
Gaststätten und Museen. „Mir fehlen schon die Besucher, die Leute, mit
denen man normalerweise ins Gespräch kommt“, sagt die Leiterin des
Weißwasseraner Glasmuseum Christine Lehmann. Auf der anderen Seite
besteht die gezwungenermaßen geschenkte Zeit aber nicht aus Langeweile.
„Wir haben einen ziemlich großen Fundes an Gläsern, Katalogen,
Zeichnungen oder angefertigten Schnitten“, erklärt sie.
Inventarisiert sind die mehr als 20.000 Objekte längst nicht. Das ist
auch nicht so einfach, denn in der Regel ist Christine Lehmann allein im
Museum. „Ich werde natürlich vom Förderverein unterstützt, aber alles
können Ehrenamtliche auch nicht leisten“, sagt sie.
Glasmuseum Weißwasser will Wissen erhalten
Und die Zeit drängt: Das Museum, das im kommenden Jahr seinen
25. Geburtstag feiert, muss sich für die Zukunft aufstellen. „Es ist
auch so, dass viele im Verein schon ein hohes Alter erreicht haben.
Deshalb ist es so wichtig, dass das Wissen, das es in Weißwasser rund um
die Glasproduktion gibt, nicht verloren geht.“
Denn in einigen Jahren kann vielleicht niemand mehr sagen, was diese
oder jene Zeichnung bedeutet, aus welcher Glashütte dieses oder jenes
Glas stammt. „Deshalb ist es bei Leibe nicht so, dass wir nichts zu tun
hätten. Im Gegenteil, wir nutzen die freie Zeit ohne Besucher, um genau
das zu machen“, unterstreicht Christine Lehmann.
Trotz der monatelangen corona-bedingten Schließung des Museums kann sich
das Erreichte für 2020 auch in Besucherzahlen durchaus sehen lassen,
schätzt die Leiterin ein. 2645 Besucher zählt das Museum für dieses
Jahr, 475 davon sind allein zu Vorträgen gekommen. Zum Vergleich: 2019
sind etwas mehr als 3000 Gäste im Museum gewesen. In Anbetracht der
langen Schließung also ein achtbares Ergebnis.
Archäologie-Sonderschau im Glasmuseum Weißwasser zog viele Besucher
an
Freilich hat maßgeblich dazu die Ausstellung der Archäologen des
Landesamtes beigetragen. Bis in den Sommer ist die Sonderschau
„Steinschläger. Pechkocher. Herzensbrecher – 14.000 Jahre
Fundgeschichten im Lausitzer Tagebaurevier“ in Weißwasser zu sehen
gewesen. Derzeit ist sie in der Energiefabrik Knappenrode zu sehen.
„Noch besser wäre unser Ergebnis sicher gewesen, wenn die vielen
geplanten Workshops und Feierlichkeiten oder Ausstellungseröffnungen
tatsächlich hätten stattfinden können“, schätzt Christine Lehmann ein.
Gerade mit Weißwassers City-Manager Frank Lublow habe es eine enge
Kooperation gegeben, wie auch mit dem Muskauer Faltenbogen und der
Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau. „Wir sind bereits gut vernetzt,
allerdings möchte ich unser Netzwerk noch weiter ausbauen.“
Glasmuseum Weißwasser will Kooperationen ausweiten
Dazu zählt etwa eine Zusammenarbeit mit dem Museumsdorf „Glashütte“ in
Baruth. So hat in diesem Jahr das Museumsdorf mehrere Leihgaben aus
Weißwasser erhalten, im Gegenzug gab es mehrere Ergebnisse aus
Recherchen aus dem Treuhand-Archiv.
„Ich möchte gern im kommenden Jahr einen Kooperationsvertrag mit dem
Baruther Verein abschließen“, schaut Christine Lehmann in die Zukunft.
Auch vor dem Hintergrund, dass man in Baruth eng mit der Kunsthochschule
Weißensee in Berlin zusammenarbeitet, wovon Weißwasser letztlich auch
profitieren könnte.
Ohnehin wünscht sich die Leiterin, den Bereich der Museumspädagogik
aufzubauen. „Es sind deshalb auch Fördermittel beim Bund beantragt
worden“, berichtet sie. Auch ist das aktuelle Jahr dafür genutzt worden,
verschiedene Projekte anzustoßen, die die Arbeit einer Pädagogin im
Museum durchaus unterstützen kann.
So soll etwa über den Mitmach-Fond des Freistaates ein Kreativraum im
Museum eingerichtet werden. Ferner wird die Ausstellung 2021, bei der
Weißwasseraner ihre Glasschätze und dazugehörige Geschichte zeigen und
erzählen können, vorbereitet.
Jubiläumsjahr und zwei Geburtstage in Weißwasser
„Sobald wir wieder öffnen dürfen, wird die Ausstellung von Horst Gramß
zu sehen sein“, sagt Christine Lehmann. Der Weißwasseraner hat von der
Pike auf in der Glasindustrie gearbeitet und in Lauscha den Beruf eines
Glasbläsers erlernt. An der Fachschule für angewandte Kunst in Magdeburg
wurde er zum Designer ausgebildet. Seit 1957 bis 1992 war er auf dem
Gebiet der Glasgestaltung in Weißwasser sehr erfolgreich tätig. Und 2021
feiert er seinen 85. Geburtstag.
„Unseren Geburtstag wollen wir gern mit einem Sommerfest begehen“,
blickt Christine Lehmann voraus. Dazu schwebt dem Verein und der
Leiterin ein Fest im Garten des Museum vor. Gern würde sie den Garten
des Museums ohnehin mehr nutzen. Und warum nicht gleich für das
Geburtstagsfest? Durchaus möglich, hoffen Verein und Leiterin, wenn es
die Corona-Lage zulässt.
Schenkungen und Erworbenes
Immer wieder bekommt das Glasmuseum in Weißwasser Schenkungen. So etwa
vor einigen Tagen handgeschriebene Gemegebücher von Eberhard Handrick.
Sein Sohn hat die Bücher, die aus dem Jahr 1911 stammen, dem Museum
überreicht.
2020 hat das Museum in Weißwasser darüber hinaus die Baupläne für das
einstige Neufert-Wannengebäude erworben, was sich einst auf dem
Firmengelände der Vereinigten Oberlausitzer Glaswerke (OLG) und heutigem
Stölzle-Lausitz Werk befunden hat. Das Wannengebäude, in dem Glasgemenge
geschmolzen wurde war, zählt zu den drei Gebäuden, die Bauhaus-Architekt
Ernst Neufert in Weißwasser entworfen hat. Daneben gibt es heute noch
das Lagergebäude Neufert-Bau sowie die Villa Kindt an der
Rosa-Luxemburg-Straße.
Quelle: Lausitzer
Rundschau, Ausgabe Weißwasser, vom 14. Dezember 2020
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Im
Glasmuseum Weißwasser sind so manche Schätze zu sehen.
© Foto: Ch. Köhler |
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Aus dem
Nachlass des Weißwasseraner Dr. Eberhard Handrek sind
handgeschriebene Gemengebücher über die Glasherstellung erhalten
geblieben. Diese sind nun durch Gerhard Handrek dem Weißwasseraner
Glasmusum überreicht worden.
© Foto: J. Rehle |
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Im
Glasmuseum Weißwasser sind so manche Schätze zu sehen.
© Foto: Ch. Köhler |
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Im
Glasmuseum Weißwasser sind so manche Schätze zu sehen.
© Foto: Ch. Köhler
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