Telux mischt bei
Glas weiter mit
Nach der Entlassung von 48 Mitarbeitern verdient die Glasfabrik ihr Geld
anders. Zeit für einen Firmenumbau.
Von Thomas Staudt
Der Ofen ist aus. Und er bleibt es auch. Wo noch vor 15 Monaten die
Feuer glühten und Glaskolben für Fußballstadien, Konzerthallen oder
Straßenlampen massenweise aus der Maschine tropften, herrscht nun
gähnende Leere. Die Kurzarbeiterregelung in der Telux Spezialglas GmbH
lief im Februar aus. 48 Mitarbeiter mussten gehen. Die ehemaligen
Großkunden Osram und Philips kaufen künftig lieber in Fernost, wo die
Chinesen zu einem Bruchteil der Kosten produzieren wie sie in Europa
machbar sind.
Das unfreiwillige Aus bietet aber Chancen. Telux-Geschäftsführer Andreas
Nelte zwang es zu einem Umbau der Firma. Bereits seit geraumer Zeit
konzentriert er einen Teil seiner Geschäftstätigkeit auf die Produktion
und den Verkauf von Gemengen. Das sind Fertigrohstoffgemische, die die
Glasproduzenten nur noch einzuschmelzen brauchen. „Wir bringen dabei ein
Verfahren zur Anwendung, dass die Gemische granuliert und die
Entmischung der Stoffe unmöglich macht“, erklärt Nelte. Damit sind sie
gleichzeitig unbegrenzt haltbar. Ein wichtiger Verkaufsvorteil. In den
letzten Monaten konnte Nelte Lieferverträge mit verschiedenen Firmen und
einem Umsatzvolumen von zehn Millionen Euro abschließen. Größter Partner
ist Docter Optics. Der Thüringer Glasspezialist ist Weltmarktführer bei
der Linsenproduktion für Autoscheinwerfer und fertigt für namhafte
Automarken.
Da die Teluxgemische früher schmelzen, spart Docter Optics bei den
Energiekosten und braucht keine eigene Gemengeanlage. Docter Optics hält
Standorte in den USA, Japan und China. In Weißwasser soll die auf
zunächst fünf Jahre befristete Geschäftsverbindung möglichst bald zu
einem Zweischichtbetrieb führen. Weit größeres Potenzial verspricht der
Deal mit einem sächsischen Unternehmen, dessen Namen Nelte aus
Wettbewerbsgründen noch nicht nennen kann. „Unser künftiger Partner will
sich aus einer einseitigen Abhängigkeit lösen. Wir sollen dabei helfen.“
Geplant ist, mit einer Investition von 700.000 Euro das seit 2008
geschlossene Werk 2 wieder in Betrieb zu nehmen. Das Geld kommt von dem
ungenannten Unternehmen und der Sächsischen Aufbaubank. Parallel dazu
werden 18 der im Februar entlassenen Mitarbeiter gemeinsam mit dem
Jobcenter und der Rodig Ausbildungs GmbH auf die künftige Arbeit
vorbereitet. Die Qualifizierung startet im Mai. Spätestens im dritten
Quartal soll dann die Produktion des Glases folgen, das für viele
technische Anwendungen in den Bereichen Automobil, Luftfahrt und Elektro
nutzbar ist. Das Auftragsvolumen mit den Sachsen ist zunächst auf eine
Million Euro beschränkt. Doch wollen sie laut Nelte ihre Kapazitäten
vergrößern. Darüber hinaus ist im Gespräch, eine
Weiterverarbeitungslinie in Weißwasser aufzubauen. Sollte das gelingen,
sind weitere Investitionen erforderlich und Neueinstellungen in
Aussicht. Derzeit beschäftigt Telux 40 Mitarbeiter.
Zusätzlich kann die Glaskolbenproduktion rein theoretisch jederzeit
wiederaufgenommen werden. „Das eröffnet Chancen, wie wir sie nur aus den
90er Jahren kennen“, so Andreas Nelte. Er hat parallel über thüringische
Partner Kontakte nach China geknüpft. Dabei geht es um den
Know-how-Transfer im Bereich der Bor-Silicatglasherstellung und beim
Ziehen von Glasröhren. Ein Trip nach Fernost führte noch nicht zum
gewünschten Abschluss. Sollte der gelingen, würde die Telux für genau
die Konkurrenz arbeiten, die sie vor Monaten fast die Existenz gekostet
hätte.
Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Weißwasser, vom 12.04.2014
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Die Kolbenblasmaschine
(l.) im Werk 1 bleibt aus. Die Firma Telux Spezialglas verabschiedet
sich von der Massenproduktion und stellt auf andere Produkte um.
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Das Werk 2 der Telux ist seit
2008 stillgelegt. Ab Herbst soll der Betrieb mit einem anderen Produkt
weitergehen.
Fotos: A. Schulze |
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